Akutes Leberversagen

Seltene Ursachen für akutes Leberversagen

Beschreibung

Akutes Leberversagen kann jeden treffen! Ein akutes Leberversagen tritt plötzlich auf. Wenn sich ein Leberschaden über einen längeren Zeitraum entwickelt, spricht man von chronischem Leberversagen. Hier sprechen wir von akutem Leberversagen.

Akutes Leberversagen ist relativ selten (1-10 Fälle pro Million Einwohner pro Jahr) und ist lebensbedrohlich. Akutes Leberversagen ist ein Verlust der Leberfunktion, der schnell – innerhalb von Tagen oder Wochen – auftritt, in der Regel bei einer Person, die keine vorbestehende Lebererkrankung hat.

Ein akutes Leberversagen entsteht durch eine schwere Schädigung des Lebergewebes und verursacht eine akute Störung der Leberfunktionen. Es kann mehrere Gründe für das Auftreten geben. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der einen Krankenhausaufenthalt erfordert.

Akutes Leberversagen ist nicht nur für den Patienten belastend, sondern kann auch für Familie und Freunde eine ängstliche und unsichere Zeit bedeuten.

Die Symptome des akuten Leberversagens
Zu den Symptomen gehören Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Müdig-keit.
Aber auch Gelbfärbung der Haut und der Augäpfel (Gelbsucht), Bauchschwellung (Aszites), Zittern, allgemeines Unwohlsein (Malaise), Schläfrigkeit, muffiger oder süßlicher Geruch des Atems und Desorientierung oder Verwirrung (hepatische En-zephalopathie)
Die hepatische Enzephalopathie wird von neurologischen Symptomen wie Apathie, Schläfrigkeit und Verwirrung begleitet. Der Patient kann Anfälle (Konvulsionen) haben oder ins Koma fallen. Außerdem kommt es zu Gerinnungsstörungen, Gelb-sucht, Niereninsuffizienz und schließlich zum Verlust der Organfunktion.

Ursachen des akuten Leberversagens
Bei Erwachsenen wird akutes Leberversagen hauptsächlich verursacht durch:
- Leberentzündung durch virale Hepatitis, durch Alkohol (alkoholische Hepatitis) oder durch eine Autoimmunreaktion (Autoimmunhepatitis)
- Leberschäden, die durch (verschreibungspflichtige) Medikamente (Paracetamol, Antibiotika, Analgetika) und/oder toxische Substanzen verursacht werden
- Stoffwechselkrankheiten (z. B. die Wilson-Krankheit)
- Pflanzliche Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel, darunter Kava, Ephed-ra, Skullcap und Pennyroyal, wurden mit akutem Leberversagen in Verbindung gebracht
- der giftige Wildpilz Amanita phalloides, der manchmal fälschlicherweise für einen ungefährlichen Speisepilz gehalten wird
- eine überwältigende Infektion (Sepsis) und ein Schock können die Durchblutung der Leber stark beeinträchtigen und ein Leberversagen verursachen

Die Ursachen für akutes Leberversagen im Kindesalter variieren je nach Alter und können grob in infektiöse, immunologische, metabolische und toxin- oder medi-kamentenbedingte Ursachen eingeteilt werden. Virale Hepatitis, insbesondere Herpes simplex, tritt häufig bei Neugeborenen auf, Stoffwechselerkrankungen sind häufiger bei Säuglingen, und Autoimmunhepatitis und Paracetamol-Toxizität sind häufiger bei älteren Kindern zu beobachten. In den letzten Jahren haben moderne molekulargenetische Methoden neue genetische Ursachen für akutes Leberversagen bei Kindern aufgedeckt.

In 15-25 Prozent der Fälle bei Erwachsenen und bis zu 50 Prozent bei Kindern lässt sich keine Ursache feststellen.

Diagnostik

Oft kommt der Patient sehr krank im Krankenhaus an und wird dann direkt auf die Intensivstation verlegt.

Auf der Grundlage der Symptome und der körperlichen Untersuchung kann die Diagnose eines akuten Leberversagens in Betracht gezogen werden.

Es werden Blutuntersuchungen durchgeführt, wenn die Tests folgende Ergebnisse zeigen:
- erhöhte Konzentrationen von Leberenzymen und Bilirubin sowie u. a.
- abnorme Blutgerinnungswerte
- der Eiweißgehalt (Albumin) im Blut vermindert ist und
- außerdem ist der Ammoniakspiegel (Abfallstoffe) im Blut erhöht.

Bildgebende Untersuchungen der Leber (z. B. MRT, CT oder Ultraschall) können Leberanomalien, eine vergrößerte Milz und möglicherweise Aszites zeigen. Manchmal ist eine Leberbiopsie erforderlich. Die mikroskopische Untersuchung von Stücken des Lebergewebes (Leberbiopsie) kann die Diagnose bestätigen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein akutes Leberversagen kann sich bei einem ansonsten gesunden Menschen schnell entwickeln und ist lebensbedrohlich. Wenn Sie oder jemand, den Sie ken-nen, plötzlich eine Gelbfärbung der Augen oder der Haut, Druckempfindlichkeit im Oberbauch oder ungewöhnliche Veränderungen des Geisteszustandes, der Per-sönlichkeit oder des Verhaltens bemerken, sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.

Komplikationen
Bei akutem Leberversagen treten häufig Komplikationen auf, darunter:
- Übermäßige Flüssigkeit im Gehirn (Hirnödem). Zu viel Flüssigkeit verursacht ei-nen Druckaufbau im Gehirn, der zu Desorientierung, schwerer geistiger Verwir-rung und Krampfanfällen führen kann.
- Blutungen und Blutungsstörungen. Eine versagende Leber kann nicht genügend Gerinnungsfaktoren herstellen, die die Blutgerinnung fördern. Dies kann schwer zu kontrollieren sein.
- Infektionen. Menschen mit akutem Leberversagen haben ein höheres Risiko, In-fektionen zu entwickeln, insbesondere im Blut, in den Atemwegen und in den Harnwegen.
- Nierenversagen. Nierenversagen tritt häufig nach Leberversagen auf.

Therapie

Je nach Ursache kann ein akutes Leberversagen manchmal mit einer Behandlung rückgängig gemacht werden. In vielen Fällen kann jedoch eine Lebertransplanta-tion die einzige Heilung sein.

Lebertransplantation bei akutem Leberversagen
Sehr oft ist eine Lebertransplantation die einzige Möglichkeit zur Heilung. Dies ist der letzte Ausweg. Nicht jedes Krankenhaus ist ein Lebertransplantationszentrum. Das bedeutet, dass der Patient sehr oft in ein spezialisiertes Lebertransplantati-onszentrum verlegt werden muss. Wenn der Patient verlegt wird, übernehmen die Ärzte in diesem Transplantationszentrum die Betreuung des Patienten.

Dies ist eine aufwühlende Zeit für den Patienten, aber auch für seine Familie und Freunde: Man wartet auf eine passende Leber. Allerdings ist der Patient oft zu krank, um zu wissen, was vor sich geht. Leider schaffen es nicht alle Patienten bis zur Transplantation und sterben vorzeitig.